Tysk torsdag – Habeck und Frau Baerbock

Sprachliches doing gender bei der Personenreferenz im Deutschen

Vorlesung von Mirjam Schmuck (Universität Kopenhagen).

Zusammenfassung

Zur Referenz auf Personen stehen im Deutschen unterschiedliche Kombinationen aus meist Amtstitel, Ruf- und Familienname ([Außenministerin] [Annalena] Baerbock) zur Verfügung. In informellen, nähesprachlichen Texten kommen zudem Anredenomen (Frau Baerbock) und Definitartikel (die Baerbock) hinzu. Auffälligerweise ist für die Wahl der Referenzform neben den bekannten Faktoren (Formalität der Situation, Alter und sozialer Status des Referenten) auch das Geschlecht entscheidend. Nicht nur wird auf Frauen häufiger mit Ruf- und Familienname statt mit blankem Familiennamen referiert, auch Anredenomen und Definitartikel stehen bevorzugt zur Referenz auf Frauen. Dieser offensichtlichen Relevantsetzung von Geschlecht (doing gender) durch Vermeidung des eher männlich besetzten blanken Familiennamens für Frauen in nähesprachlichen Texten wird im Vortrag datenbasiert (Webkorpus DECOW) nachgegangen.


Die Veranstaltung ist Teil der Themenreihe Deutscher Donnerstag – Neue Perspektiven auf die deutsche Kultur und Gesellschaft